„HOLUNDERZWERGE“ HABEN EIN NEUES ZUHAUSE
Kindertagesstätte auf Festwiese in Knauthain, um die im Vorfeld heftig gestritten wurde, eingeweiht
Knauthain hat ein neues Zentrum: Die „Holunderzwerge“ sind in ein neues Gebäude gezogen, das in nur achtmonatiger Bauzeit in der Thomas-Müntzer-Siedlung für knapp 1,5 Millionen Euro entstanden ist. Vorausgegangen war ein heftiger Streit um die Bebauung der
städtischen Festwiese entlang der Knautnaundorfer Straße, die der Siedlerverband für Feste nutzen durfte. Um den Bau in der Nachbarschaft zu verhindern, wurden in der Siedlung sogar Unterschriften gegen eine zu erwartende „betriebsbedingte Verkehrs- und Lärmbelästigung“ gesammelt. Auch von kontaminiertem Boden war die Rede, was Gutachten aber nicht bestätigten (die LVZ berichtete).
„Ich habe kein Verständnis, wenn Anwohner gegen eine Kindertagesstätte klagen“, betonte Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos) bei der gestrigen Eröffnung. Das Verwaltungsgericht Leipzig hat den Eilantrag gegen die Baugenehmigung abgewiesen, ein Widerspruchsverfahren bei der Landesdirektion läuft allerdings noch.
Bei den meisten Knauthainer Eltern war gestern aber vor allem Erleichterung zu spüren. Denn die 30 Krippensowie 72 Kindergartenplätze im Neubau, den das Leipziger Büro Wittig Brösdorf Architekten entworfen hat, werden dringend gebraucht. Eigentlich sollte das architektonisch prägnante Gebäude die bestehende Kita im Holunderweg (34 Plätze) ersetzen, die in zwei umfunktionierten Einfamilienhäusern beheimatet ist. Der Betreuungsbedarf im ländlichen Südwesten ist aber so groß, dass der Kreisverband Leipziger Land/Muldental der Volkssolidarität das Haus weiterhin betreibt. Das betonte Dörte Wiemer von der Volkssolidarität: „Die Krippenplätze sind alle belegt, ein paar freie Kindergartenplätze gibt es aber noch.“ Fahrradhändler Andreas Kühn schenkte Kita-Leiterin Claudia Poetsch sogar einen „Zwergen-Shuttle“, damit die Erzieher per Rad schnell zwischen den beiden Häusern wechseln können.
Im Eingangsbereich des Gebäudes mit zwei versetzt angeordneten Flanken, die das Haus in Krippe und Kindergarten unterteilen, gibt es eine Piazza. Die Räume mit ihren Erlebniszonen sind hell und lichtdurchflutet, ein Garten mit 1200 Quadratmetern Freifläche gehört ebenfalls dazu. „Der neue Kitabau ist nicht nur wunderschön, er eröffnet auch neue Möglichkeiten für die pädagogische Arbeit“, sagte Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD), der auch die stadteigene Gesellschaft zur Erschließung, Entwicklung und Sanierung von Baugebieten mbH (LESG) lobte.
Denn die hatte Kosten- und Zeitplan eingehalten. Das qualifiziert für weitere Projekte. Und zusätzliche Kitas werden auch in den kommenden Jahren gebraucht. „Wir hatten 2013 über 300 Geburten mehr. Das sind in meiner Währung zwei Kitas und eine Grundschule zusätzlich“, sagte Fabian. LESG-Geschäftsführer Ralf-Dieter Claus nahm es gelassen. „Die Kita ist eine klare Bereicherung – auch für die Anwohner. Sie werden schnell merken, dass die Kita nicht zu deutlich mehr Verkehr in der Siedlung führt.“ So wurden extra Kurzzeitparkplätze für Eltern eingerichtet, die ihre Kinder mit dem Auto bringen müssen.
Mathias Orbeck – LVZ vom 16.01.2014 Seite 16